it der Begrifflichkeit Burnout hat ein Erschöpfungsproblem einen Namen bekommen. Inzwischen ist es überall bekannt und in jeder Branche allgegenwärtig. Nicht nur für den Betroffenen, sondern auch für die Vorgesetzten stellt Burnout ein Problem dar. Aus wirtschaftlicher Sicht sinkt die Leistungsstärke des Burnout-Betroffenen, was sich direkt auf seine Arbeitsqualität auswirkt. Das kann zu einer großen Herausforderung im Unternehmen werden, dort für Unruhe sorgen, den Umsatz schmälern und zu Mehrkosten führen.
Bei all diesen Schreckensszenarien gibt es eine gute Nachricht: Burnout ist ein schleichender Prozess. Er lässt sich durch ein frühes Einschreiten aufhalten. Zudem ist eine Burnout-Prävention möglich, wodurch sich Mitarbeiterausfälle verhindern lassen. Führungskräfte und Vorgesetzte können daher gezielt etwas zur Burnout-Vorsorge tun.
Agieren und nicht reagieren
Es ist die Aufgabe der Führungskräfte und Vorgesetzte, durch gezielte Maßnahmen bestmöglich für eine hohe Arbeitszufriedenheit zu sorgen. Auf diese Weise lässt sich unnötiger Stress abfedern und eine hohe Leistungsfähigkeit sowie Leistungsbereitschaft seitens der Mitarbeiter fördern. Es gibt zahlreiche Möglichkeiten, den Arbeitsplatz angenehmer zu gestalten, ohne den Arbeitsbetrieb negativ zu beeinträchtigen. Hierzu gehört beispielsweise der ergonomisch gestaltete Arbeitsplatz. Doch das reicht nicht aus. Vorgesetzte sollten bewusst auf Burnout-Symptome wie psychosomatische Beschwerden und Leistungseinbußen achten. Treten diese auf, kann der Mitarbeiter unter einer Dauererschöpfung leiden. Jetzt ist schnell Hilfe gefragt. Hierbei geht es nicht darum, den Betroffenen psychologisch zu beraten. Das ist die Arbeit eines Therapeuten oder einer Selbsthilfegruppe. Vorgesetzte können im Gespräch unter vier Augen mit dem Mitarbeiter ihre eigene Wahrnehmung und Sorge schildern – ohne zu bewerten. Dann folgt die Frage, wie sich die Situation am Arbeitsplatz optimieren lässt. Oder gibt es ein anderes Problem?
Vorgesetzte und Führungskräfte dürfen nicht auf die Initiative des Betroffenen warten.
Dieser versteckt sich meist hinter seinen Leistungseinbußen, weil er sich dafür schämt. Die meisten Burnout-Leidenden sind sich ihrer Dauererschöpfung nicht einmal bewusst. Das liegt daran, dass es sich größtenteils um sehr ehrgeizige Personen handelt, die schwer nein sagen können. Somit ist im Rahmen der Burnout-Vorsorge seitens der Vorgesetzten ein Agieren und nicht erst reagieren von größter Bedeutung.
Wieso entsteht ein Burnout am Arbeitsplatz?
Gelegentlich ist von Chefs und Vorgesetzten zu hören: „Ich habe einen Arbeitsplatz mit hoher Arbeitszufriedenheit kreiert. Meine Mitarbeiter profitieren von Gratis-Angeboten wie kostenfreie Snacks und Morgengymnastik, hinreichend freien Tagen und dürfen Sorgen offen äußern. Zuverlässig vermeide ich dank ausgefeilter Pläne eine Überbelastung des Einzelnen.“ Zweifelsohne ist solch ein Engagement wünschenswert und vorbildlich. Doch leider ist dies für eine Burnout-Vorsorge noch nicht ausreichend. Warum? Zu viele Faktoren können für den gefährlichen Erschöpfungszustand verantwortlich sein. Dazu gehören:
- neue Anforderungen im Job
- Arbeitsverdichtung
- zunehmendes Multitasking
- rasante Neuerungen im Bereich Technik
- Mobbing
- Umstellung auf Homeoffice
- Mehrfachbelastung durch neue Familienmodelle
- monotones Arbeiten
All das kann zu einem negativen Stress führen. Wird dieser vielleicht noch durch private Probleme verstärkt, entsteht eine belastende Situation, die schleichend immer größer wird. Darüber hinaus fördern bestimmte Persönlichkeitsstrukturen des Einzelnen ein Burnout, ohne dass dies der Vorgesetzte bemerkt. Ein Burnout am Arbeitsplatz ist demnach ein komplexes Konstrukt aus Charaktereigenschaften und Arbeitsplatzbedingungen.
Was einen attraktiven Arbeitsplatz heute ausmacht
Die Einstellung zum Arbeitsplatz hat sich über die Jahre hinweg verändert. Heutzutage suchen Arbeitnehmer eine attraktive Arbeitsplatzkultur. Besondere Vergütungen und Leistungen hingegen sind nicht so wichtig. Mehr Bedeutung wird dem Entwickeln von Beziehungsqualitäten zugemessen. Auch die Werteversprechen im Unternehmen gewinnen an Wichtigkeit. Arbeiternehmer fühlen sich an einem Arbeitsplatz wohl, den sie mit Werten wie Vertrauen und Freude an dem Teamwork verbinden. Der Einzelne möchte stolz auf das sein, was er tut.
Bei Mitarbeitern stellt sich weniger Erschöpfung ein, wenn sie über ihren Arbeitgeber und ihren Arbeitsplatz ehrlich sagen können: „Ja, der gefällt mir!“
Das als Vorgesetzter zu erreichen, dient einer direkten Prävention von Burnout-Symptomen. Auch das Engagement der Mitarbeiter steigt so unweigerlich. Je nach Einsatzbereich und Branche ist es für die Arbeitnehmer wichtig, gute Beziehungen zu den Kollegen und Vorgesetzten zu haben. Es stärkt sie, wenn sie angepasst an ihre Stärken und Kompetenzen eingesetzt werden. Gerade bei Dienstleistungsjobs ist es wichtig, dem Einzelnen eine höhere Selbstbestimmung zuzuschreiben. Ein hoher Freiheitsgrad ist für viele wichtig, um mit größter Leistungsstärke zu arbeiten. Gerade in Produktionsbetrieben ist das natürlich für Arbeiter am Band schwierig. Sie klagen oft über Monotonie. Da sich höhere persönliche Freiheitsgrade nicht realisieren lassen, sind Regenerationsphasen umso wichtiger. Dazu gehören beispielsweise Pausen mit angeleiteten Entspannungsübungen.
Wichtige Bedürfnisse für die Burnout-Prävention
- Orientierung
- Sicherheit
- Lustgewinn
- Unlustvermeidung
- Sinn
- Stimmigkeit
- Selbstwerterhöhung
- Selbstwertschutz
Führungskräfte, Arbeitgeber und Vorgesetzte sollten daher gezielt versuchen, diese genannten Grundbedürfnisse am Arbeitsplatz zu ermöglichen. Das unterstützt die Resilienz und damit die psychische Widerstandsfähigkeit des Einzelnen bei der Arbeit.
Es gibt keinen 100%igen Schutz
Ganz nüchtern muss festgehalten werden, dass trotz aller wichtigen Maßnahmen seitens der Vorgesetzten zur Burnout-Prävention Mitarbeiter dennoch einen psychischen Erschöpfungszustand ausbilden können. Wenn das passiert, kann sich eine Arbeitssituationsanalyse als hilfreich erweisen. Hierbei handelt es sich um ein Verfahren, mit dem die Arbeitsverhältnisse in einem Arbeitsbereich durch die Mitarbeiter beurteilt werden. Am besten findet diese Beurteilung in Form von qualitativen Mitarbeiterbefragungen im Rahmen von Workshops statt. Qualifizierte Moderatoren unterstützen die Mitarbeiter dabei, durch Gruppendiskussionen psychosoziale Belastungspunkte sowie ungenutzte Ressourcen aufzudecken. Aus der Ist-Situation lassen sich dann Maßnahmen zur Kreierung eines besseren Arbeitsplatzes umsetzen.
Das sind ausgefeilte Vorgehensweisen, die nicht jeder Arbeitgeber realisieren kann. Sei es, weil der Betrieb zu klein ist, um für derartige Maßnahmen ein Budget zu haben oder weil der Unternehmer schauen muss, wie er den Betrieb über die Runden bringt.
Der Arbeitgeber hat seinen eigenen, häufig erhöhten Stress. Vieles wird von ihm verlangt, was am Arbeitnehmer unbemerkt vorbeigeht. Deshalb sollte man beide Seiten betrachten und auch Verständnis für die Lage seines Chefs mitbringen. Immerhin stellt er einen Arbeitsplatz zur Verfügung, mit allem, was dazu gehört.
Wichtiger Hinweis: Die hier angebotenen Informationen und Gedankenanstöße dienen lediglich der Orientierung und ersetzen keine qualifizierte, fachliche Beratung.
Weitere Informationen und Quellen zum obigen Thema:
- Burnout: Gibt Es Einen Unterschied Zwischen Burnout Und Depressionen?
- Das Burnout Syndrom Und Was Es Bedeutet
- Harte Kerle Kennen Keine Schwäche: Burnout Bei Männern
- Dem Burnout Vorbeugen: Nein Sagen Lernen
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