F

ür introvertierte Menschen ergeben sich ein wenig andere Herausforderungen im Leben, als für extrovertierte Personen. Gemeinhin ist bei ihnen das Risiko erhöht, an einem Burnout zu erkranken. Zählst du dich selbst zu dieser Personengruppe? Dann lies hier nach, was Introvertierte tun können, um dem Burnout vorzubeugen.

Was zeichnet introvertierte Menschen aus?

Mit den Begriffen introvertiert und extrovertiert wird ein Spektrum beschrieben. Der eine ist mehr introvertiert als der andere, aber das heißt nicht, dass er nicht auch manchmal aus sich herausgehen und gesprächig, und damit extrovertiert sein kann.

Typische Eigenschaften und Verhaltensweisen, die Introvertierten zugeschrieben werden, sind:

  • ruhig
  • bedacht
  • konzentriert
  • im Berufsleben eher ernst
  • in großen Gruppen eher Beobachterrolle
  • konfliktscheu
  • zurückhaltend
  • kreativ
  • gern allein
  • lieber in kleinen Gruppen als in größeren Gruppen
  • Rückzug zum Aufladen der Energiequellen
  • gute Zuhörer
  • ausgeglichen

Reize und Stress sind große Belastungen

Reize jeglicher Art stellen für den Introvertierten eine größere Belastung dar als für den Extrovertierten. Dies konnte sogar anhand der Messung der Hirnaktivitäten nachgewiesen werden. Um uns wohlzufühlen, strebt der Mensch eine Balance zwischen zu viel und zu wenig Stimulation an. Wo diese Balance bei dem Einzelnen liegt, ist unterschiedlich. Da Introvertierte generell höhere elektrische Aktivitäten im Hirn aufweisen, benötigen sie vermutlich mehr Ruhephasen. Eine Reizüberflutung ist für sie daher schlechter zu verkraften als für eher extrovertierten Persönlichkeiten – mental wie körperlich.

Die Vermutung liegt nah, dass aufgrund des erhöhten Ruhebedürfnisses Introvertierte anfälliger für ein Burnout sind. Geraten sie in Stress, reagieren sie mit Rückzug, um sich zu schützen, zu erholen und zur Ausgeglichenheit zurückzufinden.

Dadurch mangelt es ihnen oft an sozialer Unterstützung und Konflikte können an Fahrt aufnehmen. Ein weiterer Katalysator für die Burnout-Entwicklung kann der Hang zu einem schlechten Schlaf und Infektionskrankheiten sein.

Dem Burnout vorbeugen

Die oberste Regel lautet immer: Betreibe Selbstfürsorge! Du bist für dich verantwortlich. Um optimal für dich Sorge zu tragen, musst du dich bestmöglich kennenlernen. Wenn du weißt, was du brauchst, kannst du danach streben. Folgende Tipps zur Burnout-Vorsorge für Introvertierte sind daher nur als grobe Empfehlung zu verstehen, die du an deine persönliche Situation anpassen solltest.

Tipp 1: Plane dein Sozialleben besser

Überlege dir gut, wie viele Verabredungen für dich pro Woche angenehm sind und wie viele Erholungspausen du dazwischen benötigst. Es ist nicht gut, sich komplett zu isolieren, aber eine Überforderung darf es auch nicht geben. Finde ein gesundes Maß, indem du dich selbst beobachtest. Du musst dich wohlfühlen.

Tipp 2: Sich bewusst in Gesellschaft begeben

Höre auf deinen Körper, um zu erkennen, wann du Gesellschaft möchtest und wann nicht. Suchst du Gesellschaft, dann sag eindeutig Ja dazu und kommuniziere dies dem anderen. Brauchst du Ruhe, dann darfst du das ebenso ausdrücken. Wichtig ist nur, dies dem Gegenüber mitzuteilen, sonst stößt du ihm vielleicht vor den Kopf.

Tipp 3: Verbieg dich nicht zu sehr

Kompromisse sind wichtig, aber sie dürfen nicht auf das psychische Wohlbefinden gehen. Introvertierte Menschen haben oft das Problem, dass andere ihr Verhalten nicht verstehen. Sie erachten sie als eigenbrödlerisch, vielleicht sogar egoistisch und unsozial, was sie dann sogar offen kommunizieren. Einige Introvertierte nehmen sich diese Kritik stark zu Herzen. Sie glauben, mit ihnen sei etwas falsch. Sie müssen ständig Lust auf Gesellschaft haben und gesprächig sein. Das stimmt aber nicht. Lass dir deine Bedürfnisse nicht ausreden, nur weil sie anderen nicht in den Kram passen.

Tipp 4: Erkläre dich

Introvertierte Personen haben meist nur wenige Menschen in ihrem Leben, die ihnen wirklich wichtig sind. Umso bedeutsamer ist es, zu ihnen eine ehrliche und enge Beziehung zu pflegen. Damit sich diese Personen nicht von deinen introvertierten Verhaltensweisen irritiert oder sogar zurückgestoßen fühlen, solltest du mit ihnen offen reden. Du wirst erstaunt sein, wie viele dies verstehen werden.

Tipp 5: Bitte um ein Home-Office

Introvertierte Personen haben oft einen Job, bei dem ein hohes Konzentrationsvermögen und wenig Teamarbeit erforderlich sind. Das sind die perfekten Ausgangsbedingungen, um im Home-Office zu arbeiten. Hierdurch kannst du deinen Stress im Alltag senken und deine Arbeitsqualität erhöhen. Das dürfte sogar deinen Chef davon überzeugen, dir ein Arbeiten im Home-Office zu ermöglichen – zumindest tageweise.

Tipp 6: Überwinde deine soziale Scheu

Vermutlich bist du nicht per se scheu, aber dir fällt es schwerer, spontan ans Telefon zu gehen oder auf das Türklingeln zu reagieren als Extrovertierten. Versuche dies zu überwinden, indem du an deiner Reaktionszeit arbeitest d.h. diese bewusst verkürzt. In der Regel handelt es sich nämlich nur um kurze „Störungen“, die sich als wichtig herausstellen können. Oft verbergen sich dahinter Möglichkeiten, positive Erfahrungen mit anderen zu sammeln. Vielleicht ist es die Nachbarin, die noch Kuchen von der gestrigen Geburtstagsfeier übrig hat. Oder es ist ein lieber Freund, der dir nur telefonisch mitteilen wollte, dass er gerade an dich dachte.

Tipp 7: Gehe, wenn du gehen möchtest

Niemand zwingt dich dazu, auf einer Party fünf Stunden oder länger zu bleiben. Wenn du keine Lust mehr hast, kannst du gehen. Niemand ist auf dich angewiesen und die Partygemeinschaft kommt auch ohne dich zurecht. Hinter diesem Tipp steckt nicht, unsozial zu agieren, sondern dich nicht unter Druck zu setzen. Indem du die Ansprüche diesbezüglich an dich selbst herunterfährst, fällt es dir einfacher, überhaupt zu dem Fest zu gehen. Bleibst du dann doch länger, ist das auch fein.

Tipp 8: Pflege eine Sozialroutine

Menschen sind „Beziehungswesen“. Sie brauchen soziale Kontakte, ansonsten werden sie krank, einsam und unglücklich. Deswegen ist es ratsam, sich als introvertierte Person eine Sozialroutine zuzulegen. Begib dich so oft und so lange in Gesellschaft, wie es sich für dich gut anfühlt. Lerne zu spüren, wann du dich überfordert und wann einsam fühlst.

Tipp 9: Schätze auch oberflächliche Bekanntschaften

Ob ein kurzes Gespräch über das Wetter in der Büroküche oder ein freundliches „Wie geht es Ihnen heute?“ zu der Kassiererin im Stamm-Supermarkt: Oberflächliche Bekanntschaften haben ihren Sinn. Sie geben uns ein Gefühl der Zugehörigkeit und stärken nicht nur das Wohlbefinden, sondern sie können sich sogar als hilfreich erweisen. Es ist problemlos möglich, sich auf unverfängliche Weise zu vernetzen.

Tipp 10: Erwarte nicht zu viel von deinen Freunden, ohne selber auch zu geben

Einige Introvertierte investieren in ihre Freundschaften selbst wenig, aber erwarten, dass das Gegenüber immer für sie da ist. Diese falschen Erwartungen können zu eklatanten Missverständnissen führen, die das Seelenleben trüben. Du kannst von deinen Freunden nur das Maß an Geduld und Nachsicht erwarten, welches du auch ihnen entgegenbringst.

Wichtiger Hinweis: Die hier angebotenen Informationen und Gedankenanstöße dienen lediglich der Orientierung und ersetzen keine qualifizierte, medizinische, heilpraktische oder anderweitige fachliche Beratung.

Weitere Informationen und Quellen zum obigen Thema:

 _________

Photo by Glenn Carstens-Peters on Unsplash

Publiziert am
Jan 3, 2023
 in Kategorie:
Maßnahmen

Mehr zur Kategorie: 

Maßnahmen

ALLE ANSEHEN

Nehme an unserem regelmäßigen Newsletter teil und lies als erstes die neuen Beiträge:

Vielen Dank! Wir haben Deine Anmeldung erhalten.
Hoppla! Beim Absenden des Formulars ist ein Fehler aufgetreten.