rankmachende Langeweile? Unterforderung, die Depressionen verursacht? Das mag für Vielbeschäftigte unverständlich klingen, aber hat sogar einen Namen: Boreout – von Boredom, dem englischen Wort für Langeweile. In der Tat kann es Stress verursachen, nichts zu tun und sich konstant unterfordert zu fühlen. Das persönliche Potenzial bleibt auf der Strecke, was sehr unangenehme Gefühle hervorrufen kann, die einem Burnout ähneln.
Was ist Boreout?
Boreout ist kein medizinischer Fachbegriff, aber immer mehr Mediziner wenden ihn an, um die Beschwerden ihrer Patienten in einem treffenden Wort zusammenzufassen.
So ist das Boreout ein Erschöpfungszustand – wie das Burnout, welches für ein Ausgebranntsein mit einhergehender Erschöpfung steht. Beim Boreout wird diese Erschöpfung durch Unterforderung und/oder Langweile hervorgerufen. Dadurch werden Empfindungen wie Frustration und Unzufriedenheit ausgelöst. Sie wiederum münden letztlich in dem Gefühl der Nutzlosigkeit sowie in Antriebslosigkeit, Müdigkeit und in eine chronische Erschöpfung. Sie können sogar Depressionen erzeugen, die als schwere Folgen den sozialen Rückzug, Suchtverhalten und Suizid haben können. Das Boreout ist somit ernst zu nehmen und Betroffene sollten nicht einfach in die Schubladen der „Faulen“ und „Leistungsverweigerer“ gesteckt werden. Wer tief im Boreout steckt, findet aus diesem ebenso schwer heraus wie jemand, der an einem Burnout leidet.
Bankangestellte Steffi: gefangen im Boreout
Steffi war schon immer agil und ehrgeizig. Sie reiste gern, kümmerte sich um ihre Freunde und war gut im Betriebswirtschaftsstudium. Nach dem Studium begann sie, bei einer großen Bank zu arbeiten. Es war eine Vernunftentscheidung, denn Steffi musste nun ihr Leben komplett selbst finanzieren und Schulden aus Studienzeiten zurückzahlen. Gut fügte sich die junge Frau in das Team ein. Doch mit der Zeit fragte sie sich, was sie da eigentlich tagtäglich tat. Sie erachtete ihre Arbeit als Bankangestellte als sinnlos. Erschwerend kam hinzu, dass sie oft nichts zu tun hatte. In der Kantine sprach sie Kollegen an, ob es ihnen ebenso ergehen würde. Diese waren anderer Auffassung über das Nichtstun am Arbeitsplatz als Steffi und sagten: „Sind unsere Bürojobs nicht toll? Wir haben so viel freie und dennoch bezahlte Zeit, in der du im Internet surfen oder lesen kannst! Und dazu noch die ganzen Urlaubstage. Genieße es. Leichter kann ein Job nicht sein!“
Steffi beruhigte diese Aussage nicht. Sie empfand die viele Freizeit im Job als Belastung.
Obgleich sie ihre Vorgesetzte darauf ansprach, änderte sich nichts. Zumeist war sie mittags bereits mit ihrer Arbeit fertig. Nach Hause gehen durfte sie nicht, sondern saß am Schreibtisch oder unterhielt sich in der Kaffeeküche mit Kollegen. Sie berichtete ihren Freunden davon, die sie „um das leicht verdiente Geld“ beneideten. Das Unverständnis aus ihrem Umfeld verunsicherte die junge Frau noch mehr. Sie fragte sich, was an ihr falsch wäre und ob sie undankbar sei. Gedanken wie diese und die Lebenshaltungskosten hielten sie davon ab, den Job zu kündigen. Dennoch ließ das Gefühl nicht nach, alles einfach hinzuschmeißen und neu durchzustarten. Die Langeweile im Job und die ambivalenten Gefühle zu der Lebenssituation sowie Existenzängste führten letztlich zu Schlafstörungen, Grübeleien und depressiven Verstimmungen.
Steffi war nur noch schlecht gelaunt und starke Rücken- sowie Magenschmerzen stellten sich ein, wegen der sie sich krankschreiben ließ. Ihr Hausarzt offenbarte ihr nach einigen Untersuchungen und Gesprächen, dass er die Beschwerden für psychosomatisch hält.
Steffi musste nicht lange überlegen, was sie in ihrem Leben so belastete: Ihr Job. An dem körperlichen Leiden erkannte sie, wie wichtig es war, etwas zu ändern. Durch die depressive Verstimmung fehlte ihr dazu jedoch die Motivation. Eine Freundin half ihr in dieser schwierigen Zeit. Zuerst brachte sie Steffi dazu, mit ihr Spaziergänge durch die Stadt und die Umgebung zu machen. Dann stellten sie beide eine Liste mit Lösungswegen für Steffis Problem auf. Eine davon war, innerhalb der Bank den Job zu wechseln. Genau dies tat Steffi dann auch. Im Hinterkopf behielt sie sich jedoch noch eine weitere Option: Wenn ein ausreichendes finanzielles Polster da ist, würde sie sich einen Arbeitsplatz suchen, der für sie Sinnhaftigkeit besäße. Das gab ihr zusätzlich Motivation und dadurch stellte sich ein hohes Maß an Zufriedenheit bei Steffi ein. Sie spürte, wie Lebensenergie und Lebensfreude zurückkehrten. Das Boreout war besiegt und sie wusste jetzt, was bei ihr dafür die Anzeichen sind und wie sie dem vorbeugen kann.
Klassische Symptome des Boreouts
Ob bei Angestellten, Beamten, Rentnern oder Arbeitslosen: Ein Boreout zeigt sich in der Regel in Form einer psychischen und körperlichen Erschöpfung, obgleich es für diese Abgeschlagenheit oberflächlich betrachtet keinen Grund gibt. So entfallen die Stressfaktoren, die es bei einem Burnout gibt, nahezu komplett. Nicht eine Überlastung besteht, sondern das genaue Gegenteil hat sich manifestiert. Allerdings sind die Symptome des Boreouts dem eines Burnouts ähnlich:
- Magen-Darm-Beschwerden
- Tinnitus
- Infekte und Erkältungen
- Rückenschmerzen
- Schwindel und Kopfschmerzen
- Schlafstörungen
- Grübeln
- Gereiztheit und Aggressionen
- Depressionen
Raus aus dem Boreout: Mut wird belohnt
Viele Betroffene bemerken das Boreout erstmals durch körperliche Anzeichen. Es sind diffuse Symptome, die sie nicht einzuordnen wissen. Erst wenn der Arzt keine organischen Ursachen findet, kommt der Gedanke auf: Liegt es an der Psyche? Grundsätzlich ist es ratsam, sein Leben kontinuierlich zu beleuchten.
Selbstverständlich ist es unmöglich, stets zu 100 % glücklich zu sein, aber es sollte eine Grundzufriedenheit bestehen. Ist diese jedoch weg, ist ein genaueres Hinterfragen der Lebenssituation notwendig.
Es kann ein wenig Mut erfordern, Unstimmigkeiten im eigenen Leben aufzudecken. Noch mehr Mut braucht es, dagegen etwas zu tun. Doch der Mut wird belohnt – mit einem glücklicheren Dasein. Und wenn du dies regelmäßig tust, kannst du nicht nur ein Boreout sowie Burnout in seinen Anfängen bekämpfen, sondern du kannst diesen Erschöpfungszuständen zudem gezielt vorbeugen.
Wichtiger Hinweis: Die hier angebotenen Informationen und Gedankenanstöße dienen lediglich der Orientierung und ersetzen, falls erforderlich, keine qualifizierte, medizinische, heilpraktische oder anderweitige fachliche Beratung.