aura bricht jeden Morgen früh zur Schule auf. Sie will die erste Person in ihrer Familie sein, die das Abitur geschafft hat. Ihr Tag ist straff organisiert, denn sie weiß, dass spätere Arbeitgeber auch auf die Art der Freizeitbeschäftigungen achten. Darüber hinaus passt sie auf ihren kleinen Bruder Dennis auf, der fünf Jahre jünger ist als sie.
Die Eltern arbeiten viel, um den Kindern den besten Start ins Leben zu ermöglichen: Klavierunterricht, Fechten, ordentliche Bekleidung und Schulfahrten.
Bereits auf dem Weg zur Schule trinkt Laura ein Energygetränk. Gestern kam sie erst spät ins Bett, weil sie derzeit dabei hilft, eine Internetseite für ein Spendenprogramm für Kinder aus der Dritten Welt aufzubauen. Lauras Tag ist voll. Wie ein kleiner Manager meistert die 15 Jährige die Woche. Das bleibt nicht ohne Folgen. Sie kann schlecht schlafen und hat deswegen schon einmal heimlich die Schlaftabletten von Mama stibitzt. Sobald sie eine kurze Pause im Alltag hat, fragt sie sich, was sie tun könnte. Wenn sie nur „abhängt“, fühlt sie sich nutzlos: „Alles Zeitverschwendung. Mama und Papa sollen doch weiter stolz auf mich sein.“
Burnout bei Schülern in Studie belegt
Einst bezog sich Burnout nur auf Personen, die einem Beruf nachgehen. Insbesondere Haus- und Kinderärzte bemerkten jedoch, dass immer mehr Kinder und Jugendliche Beschwerden ausbilden, die für das Alter untypisch sind. 2015 veröffentliche die Universität Bielefeld über Burnout bei Schülern einen Bericht. Aus diesem geht hervor, dass jedes sechste Kind unter Stress leidet. Jeder fünfte Jugendliche fühlt sich stark gestresst. 11 % der gestressten Jugendliche entwickeln eine Depression. Gar als Versager fühlen sich 13,6 %. Fast 50 % aller Heranwachsenden offenbarten, dass sie sich hin und wieder nutzlos fühlten.
Burnout bei Schülern nimmt zu
Eine Studie der Krankenkasse DAK macht eines ganz deutlich: Immer mehr Kinder und Jugendliche leiden unter einem Burnout. 43 % aller befragten Heranwachsenden der Klassen 5 bis 10 sei die Belastung in der Schule zu viel. Sie fühlen sich gestresst. Doch wie macht sich das Burnout bei Jungen und Mädchen bemerkbar? Dies kann wie bei Erwachsenen sehr unterschiedlich sein.
Typische Symptome eines Burnouts bei Kindern und Jugendlichen
Sind Kinder gestresst, entwickeln sie typische, körperliche Beschwerden. Sie können ein Vorbote von Depressionen, Zwangshandlungen oder von Süchten sein. Kinder und Jugendliche mit Burnout zeigen statistisch gesehen doppelt so häufig eine der folgenden Leiden als nicht gestresste Jungen und Mädchen:
- Kopfschmerzen (55 %)
- Bauchschmerzen (51 %)
- Rückenschmerzen (43 %)
- Schlafstörungen (35 %)
- Schwindel (32 %)
Neigen gestresste Schüler eher zu Süchten?
Es scheint, eine direkte Verbindung von Stress zu einem verstärkten Suchtverhalten zu geben. Dies ist bei Kindern und Jugendlichen nicht groß anders als bei Erwachsenen.
So wird gern zu extrem gesüßten Energydrinks gegriffen, die als Aufputschmittel dienen und ein Übergewicht bewirken können.
Auch Cannabis und Alkohol gehören zu den klassischen Suchtmitteln der Heranwachsenden. Erschreckend ist, dass bereits Fünftklässler vereinzelt zum Bier oder gar härteren Getränken greifen. Darüber hinaus befürchten Ärzte, dass durch die verstärkte Ausschüttung des Stresshormons Cortisol in Kindertagen, sich das Risiko an Osteoporose im Alter zu erkranken, drastisch erhöht.
Durch was fühlen sich Kinder und Jugendliche gestresst?
Stress ist subjektiv. Aus diesem Grund gibt es auf die Frage keine einheitliche Antwort. Studien legen jedoch nahe, dass Kinder und Jugendliche bereits das frühe Aufstehen als anstrengend empfinden. Wie unsere Laura aus dem Beispiel haben sie nach der Schule keine Freizeit, sondern weitere „Termine“. Folgende Faktoren stressen Heranwachsende besonders häufig:
- frühes Aufstehen
- gezielte Förderung schon im Kleinkindalter
- lange Schulwege
- hoher Leistungsdruck in der Schule und von den Eltern
- Hausaufgaben und Lernen am Nachmittag
- Nachhilfe
- Termine für außerschulische Aktivitäten wie Sport, Musikunterricht, Betreuung der Hausaufgaben, Aufpassen auf kleinere Geschwister etc.
Hierbei ist anzumerken, dass Burnout alle Schichten durchzieht. Sowohl das Kind aus der mehrköpfigen Sozialhilfefamilie im Problemstadtteil kann darunter leiden, als auch das stark geförderte Kind einer Familie aus der Oberschicht.
Einfach Kind sein dürfen
Viele Kinder wünschen sich, nur den Satz zu hören: „Geh raus zum Spielen.“ Sie möchten mit Freunden abhängen, spontan auf dem Bolzplatz Tore schießen oder mit der Freundin Musik hören. Sie genießen diese Müßigkeit, die von ihnen den Stress abfallen lässt. Doch der gesellschaftliche Druck führt dazu, dass immer mehr Heranwachsende Superkids sein sollen und/oder wollen. Sie sollen hohe Ansprüche erfüllen, um später „ein besseres Leben zu haben“. Einige Kinder machen sich sogar selbst Stress. Sie möchten so berühmt werden wie ihre Sportstars und YouTube-Vorbilder.
Manchmal sind es die Eltern, die für den Stress sorgen.
Sie geben dem Kind Nachhilfeunterricht, obgleich es sehr gute Noten hat. Ein Musikinstrument zu lernen, sportlich zu sein und sich gemeinnützig zu engagieren, sehen einige Eltern als Verpflichtung an. Dies würde die Kleinen auf ihre Zukunft vorbereiten und die Türen für gut bezahlte Jobs sowie bestimmte Gesellschaften öffnen. Gerade jüngere Kinder möchten die Erwartungen ihrer Eltern erfüllen. Der Erwartungsdruck und der Leidensdruck münden in einem Stress, der ein Burnout provozieren kann.
Wie kann ich mein Kind vor Burnout schützen?
Es ist wichtig und toll, wenn sich Eltern um die gute Entwicklung ihres Kindes bemühen. Dies darf natürlich nicht auf die Kosten der Kleinen gehen, da ansonsten eine gegenteilige Entwicklung droht. Der Nachwuchs sollte nicht regelmäßig über seine individuellen Leistungsgrenzen hinausgetrieben werden, da negativer Stress nachhaltig krankmachen kann. Zudem müssen Eltern bedenken, dass ein Burnout in jungen Jahren oft ein Burnout im Erwachsenenalter bewirkt. Warum? Die Kinder befinden sich in einem Art Kreislauf, aus dem sie auch als Erwachsene nicht herauskommen. Sie finden keine Bewältigungsstrategien, mit Stress erfolgreich umzugehen und neigen dazu, es jedem recht machen zu wollen. Folgende Tipps haben Experten für Eltern:
- das Kind so akzeptieren, wie es ist
- individuelle Stärken und Schwächen des Kindes annehmen
- Förderung ist gut, aber keine starke Leistungsoptimierung einleiten
- Fokus auf Gesundheit und nicht auf Karriere legen
Tipps auch als Infografik. Klicke auf den Lnk oder auf das Bild für einen großen PDF Anblick, und der Möglichkeit die infografik zu drucken. Hier findest Du alle unsere Burnout infografiken.
Kinder sollten spüren, dass ihre Eltern ihnen vertrauen. Sie sollten hinreichend Freiraum haben und manchmal einfach ihren spielerischen Interessen nachgehen dürfen. Eltern sollten ihre Kinder ohne Leistungsdruck fördern und verstärkt auf ihre angeborene Neugier eingehen. Dies bereitet die Kleinen auf ein komplettes Leben ohne Burnout vor. Glauben Sie Ihr Kind oder Sie selbst leiden an einem Burnout? Ein Online-Persönlichkeitstest kann Ihnen darauf erste Hinweise geben. Füllen Sie ihn einfach aus!
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