ine Fehlgeburt ist ein dramatisches Erlebnis, das vor allem jene Frauen hart trifft, die einen starken Kinderwunsch haben. Auch einige Männer können nach der Fehlgeburt ihrer Frau in einen Strudel von depressiven Verstimmungen stürzen, aber dies tritt weniger auf als bei der Schwangeren selbst. Sie war und ist naturgegeben dichter an dem Ort des Geschehens. Sie hat vielleicht ungewöhnliche Kontraktionen im Unterleib gespürt oder auf einmal einen immensen Ausfluss an Blut gefühlt. Drastische Geschehnisse wie diese können die Psyche auf eine harte Probe stellen. Bei einigen entwickelt sich ein Burnout nach der Fehlgeburt. Der chronische Erschöpfungszustand muss nicht sofort nach dem Verlust des Ungeborenen auftreten. Unabhängig davon, wann er sich bemerkbar macht, ist seine Heilung für ein glückliches Weiterleben unerlässlich.
Trauer nach der Fehlgeburt ist normal
Es ist ganz normal, nach der Fehlgeburt zu trauern. Für gewöhnlich verschwindet die Traurigkeit allerdings nach einer Weile. Das normale Leben kehrt zurück und mit der Zeit oft ein nächster Versuch, schwanger zu werden.
Kommt die Betroffene jedoch nicht aus ihrer negativen Gedankenspirale heraus und verharrt in der Lustlosigkeit sowie Abgeschlagenheit, kann sich eine Depression entwickeln – manchmal in Form eines Burnouts.
Ein Burnout wird von Medizinern als Depression klassifiziert, da der chronische Erschöpfungszustand Burnout keine eigenständige Krankheit darstellt. Mit ihm können sich Angstzustände und Panikattacken entwickeln, ohne dass die Frau den Grund dafür klar erkennt. Das ist nicht weiter verwunderlich, wenn sich vor Augen geführt wird, dass der Körper nach der Fehlgeburt mit Stress aufgeladen ist. Der Stress ist einerseits hormonell bedingt und entsteht andererseits aus der Fülle an negativen Gefühlen. In einigen Fällen befindet sich die Frau sogar in einem temporären Schockzustand oder erleidet einen Nervenzusammenbruch.
Typische Reaktion nach der Fehlgeburt: Das darf nicht wahr sein!
Einige Paare hatten über Monate oder gar Jahre hinweg versucht, ein Kind zu zeugen. Bei anderen ging es ganz schnell. Stets haben sich Mutter und Vater jedoch bereits in den Gedanken mit dem ungeborenen Kind beschäftigt. Vielleicht gab es bereits Umstellungen bei der Lebensplanung oder Änderungen der Lebensweise. Mit der Fehlgeburt ist auf einmal alles vorbei. Viele Betroffene reagieren daher im ersten Schritt mit Unglauben. Sie stehen neben sich und wollen nicht wahrhaben, was passiert ist.
Dies ist eine typische Reaktion unseres Verstandes, um uns zu schützen.
Dennoch bleibt es nicht aus, dass irgendwann der Geist die Realität akzeptiert: Das Ungeborene ist tot.
Sehr selten sind Fehlgeburten übrigens nicht. Die Rate liegt in Deutschland bei circa 10 bis 15 %. Betroffenen mag dies wenig helfen, aber sie sollten sich die Möglichkeit einer Fehlgeburt bereits vor der Schwangerschaft verdeutlichen – ohne Angst und Druck.
Übrigens: Nicht jede Frau, die eine Fehlgeburt erleidet, ist deshalb erschüttert oder gar depressiv. Besonders Frauen, die bereits ein oder mehrere Kinder zur Welt gebracht haben, nimmt so ein Ereignis emotional zumeist weniger stark mit.
Wer hat Schuld an der Fehlgeburt?
Eine weitere typische Reaktion auf die Fehlgeburt ist die Frage nach der Schuld. Dies ist auch bei anderen negativen Ereignissen so wie Gewalttaten, Ehescheidungen etc. der Fall. Statistisch gesehen ist es unwahrscheinlich, dass die Fehlgeburt auf ein Fehlverhalten der Mutter zurückzuführen ist. Zumeist ist die befruchtete Eizelle wegen einer Chromosomenmutation nicht überlebensfähig.
Dennoch lässt die Schuldfrage viele Frauen nicht los.
Sie suchen krampfhaft in ihrem Gedächtnis nach Situationen oder Handlungen, die die Fehlgeburt herbeigeführt haben können. Das verstärkt jedoch die Trauer und ist letztlich kontraproduktiv. Auch Angehörige sollten sich mit der Frage nach dem Warum zurückhalten. Wie bereits erwähnt, beweist eine Gewebeuntersuchung nach der Fehlgeburt oft, dass der Embryo missgebildet war.
Fehlgeburt durch Burnout: psychischer Stress erhöht das Risiko
Manch ein Burnout nach der Fehlgeburt bestand eigentlich bereits vor der Fehlgeburt. Es kann sogar sein, dass dieser die Fehlgeburt begünstigt hat. Eine aktuelle Studie der City University of London beweist den Zusammenhang von Fehlgeburt und Stress. So können psychische Belastungen in den ersten Wochen der Schwangerschaft das Fehlgeburtsrisiko um bis zu 42 % ansteigen lassen.
Leidet eine Frau unter einem Burnout und wird sie dann schwanger, ist für sie das Risiko einer Fehlgeburt erhöht. Umso wichtiger ist es daher, sich stetig im Leben gut zu beobachten. Fühle ich mich ausgelaugt? Bin ich chronisch müde? Zeige ich körperliche Symptome für ein Burnout? Einen ersten Anhaltspunkt gibt dir auch unser Online-Persönlichkeitstest. Fülle ihn aus, um zu erfahren, inwiefern du burnoutgefährdet bist oder bereits darunter leidest.
Burnout nach der Fehlgeburt: Wie vermeide ich ihn und wie komme ich da raus?
Um keinen Burnout nach der Fehlgeburt zu erleiden, ist es unerlässlich, sich mit dem Thema im Vorhinein zu beschäftigen. Jede Frau sollte wissen, dass sie schuldlos ein Kind verlieren kann. Ergänzend dazu ist es immer wichtig, an einer stabilen Persönlichkeitsstruktur zu arbeiten. Wer in sich ruht und sich mit all seinen Fehlern sowie Macken akzeptiert, der kann mit Schicksalsschlägen besser umgehen. Hilfreich kann ebenfalls sein, das Lebensglück nicht vom erfüllten Kinderwunsch abhängig zu machen. Dies erzeugt unnötigen Druck.
Ist das Burnout da, sollte sich fortan alles um seine Heilung drehen.
Sie zielt auf einer effektiven Kombination aus Stärkung der Persönlichkeit und einer gesunden Änderung der Lebensweise ab.
Unmittelbare Maßnahmen sind zudem stressfreier Sport, Spaziergänge in der Natur und eine ausgewogene Ernährung. Sie sind jedoch nur als Zusatz zu sehen. Am wichtigsten ist es, sich mit sich selbst und der Ursache für das Burnout zu beschäftigen. Inwiefern begründet sich der chronische Erschöpfungszustand in meinem Charakter? Hierbei sollte die Betroffene vorurteilsfrei vorgehen. Selbsthass ist nicht angebracht, da er klare Gedanken verhindert und die negativen Verstimmungen verstärkt. Besser ist es hingegen, offen in sich hineinzuhören. Wieso reagiere ich so heftig auf die Fehlgeburt? Liegt es wirklich nur an ihr oder gibt es noch weitere Begleitumstände, die mich so fühlen lassen? Auf diese Weise lässt sich viel über sich selbst lernen, was eine nachhaltige Heilung einleiten kann.
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