err S. ist 67 Jahre alt und Eigentümer sowie Geschäftsführer eines Unternehmens in Stuttgart. Bereits seit über 35 Jahren stellt der mittelständische Betrieb Teile für die Automobilindustrie her. Über die Jahre hinweg hat Herr S. stets viel gearbeitet. Die Branche ist starken Wandlungen und einem immensen Preisdruck unterworfen, weswegen sich Herr S. mit seiner Belegschaft immer wieder neuen Herausforderungen stellen musste.
Oft hatte er monatelang kein Wochenende frei, da er gewissenhaft arbeitete. Bis heute hat sich daran kaum etwas geändert.
Doch für Herr S. ist der Stress Routine geworden. Sein Antrieb ist, mit Mitte 70 in Rente zu gehen und seinen Kindern und Enkelkinder einen wettbewerbsfähigen Betrieb zu hinterlassen. Bei all seiner Arbeit und Fokussierung auf den Unternehmenserfolg merkte er nicht, dass einige seiner Mitarbeiter den andauernden Stress für sich anders werteten und verarbeiteten. Als seine Sekretärin ihm mitteilte, dass der Produktionsleiter unter Burnout litt, war Herr S. überrascht. Er belächelte die Diagnose mit Unverständnis und meinte, wenn irgendeiner einen Burnout haben müßte, dann doch wohl als erstes es. Warum sollte also der deutlich jüngere Produktionsleiter darunter leiden? Als dieser immer häufiger ausfiel, war Herr S. ärgerlich. Seine Sekretärin beschloss daher, ihn über den chronisches Erschöpfungszustand zu informieren und teilte ihm mit, dass bei einem Burnout durch die Arbeit eine Klage gegen den Arbeitgeber möglich ist. Dies ließ Herrn S. aufhorchen und er veranlasste, nun Vorbeugungsmaßnahmen zu treffen, damit nicht noch ein weiterer Mitarbeiter wegen Burnout ausfallen würde. Er war erstaunt, wie einfach und dennoch wirkungsvoll dies ist.
Was sind die ersten Symptome eines Burnouts?
Ein Burnout tritt nicht von heute auf morgen auf. Es entwickelt sich langsam und manchmal sogar schleichend. Hier sind ein paar Frühwarnsymptome, die teilweise selbst einem weniger aufmerksamen Chef auffallen können:
- Arbeitnehmer berichtet über sorgenvolle Grübeleien, Einschlaf- und Durchschlafschwierigkeiten.
- Arbeitnehmer zeigt Konzentrationsstörungen und Aufmerksamkeitsstörungen.
- Arbeitnehmer wirkt gehetzt und beschwert sich über Zeitnot.
- Arbeitnehmer zieht sich immer weiter zurück – auch von den Kollegen.
- Arbeitnehmer kann immer schwieriger seine Emotionen kontrollieren.
- Arbeitnehmer zeigt über längere Zeit hinweg eine reduzierte Leistung.
- Arbeitnehmer lässt sich wegen Rückenbeschwerden, Infekten etc. krank schreiben.
Auf den Arbeitnehmer zugehen
Arbeitgebern wird eine große Verantwortung zugesprochen. Sie sind laut des Arbeitsschutzgesetzes dazu verpflichtet, sich um die Sicherheit und Gesundheit ihrer Angestellten zu bemühen. Erkennen Sie als Arbeitgeber daher bei einem Angestellten Symptome für ein Burnout, sollten Sie nicht warten. Handeln Sie und gehen Sie direkt mit dem Angestellten ins Gespräch. Versuchen Sie gleichzeitig, seine Belastung zu reduzieren. Hierbei darf natürlich nicht vergessen werden, dass dem Arbeitnehmer auch eine gewisse Verantwortung zukommt. Er muss bei Beeinträchtigung oder Gefährdung seiner Gesundheit auf seinen Arbeitgeber zugehen. Darüber hinaus muss er dazu bereit sein, seinen Gesundheitszustand zu verbessern.
Konkrete Tipps für Arbeitgeber: das können Sie gegen Burnout im Unternehmen tun
- Sprechen Sie das Thema Burnout an: Indem Sie das Thema Burnout enttabuisieren, zeigen Sie Verständnis. Auch der Arbeitsschutz in Ihrem Betrieb sollte sich damit auseinandersetzen. Beziehen Sie zudem die Belegschaft direkt mit ein, sodass alle gemeinsam gegen die Entwicklung eines Burnouts arbeiten. Ihre Mitarbeiter sollten wissen, dass Sie als Arbeitgeber für Sie da sind.
- Sorgen Sie für Entlastung: Sie glauben bei einem Arbeitnehmer erkannt zu haben, dass er ein Burnout entwickeln könnte oder bereits darunter leidet? Dann schaffen Sie für ihn Entlastung. Gehen Sie mit viel Feingefühl in ein Gespräch mit ihm und suchen Sie gemeinsam nach Lösungen. So vernachlässigen Sie als Arbeitgeber nicht Ihre Fürsorgepflicht.
- Bauen Sie hierarchische Strukturen ab: Es ist wichtig, dass Ihre Angestellten Probleme und Defizite offen thematisieren dürfen. Das steigert automatisch die Arbeitszufriedenheit. Außerdem gewinnen Sie so an Transparenz. Um dies zu erreichen, können Sie hierarchische Strukturen abbauen. Sie fördern Kreativität und Motivation. Freiräume sind wichtig, damit sich Ihre Angestellten entfalten können.
- Überprüfen Sie das Arbeitspensum: Es ist schön, wenn ein Mitarbeiter fleißig ist. Jedoch ist es genauso wichtig, dass er Überstunden zeitnah abbaut. Überstunden senken auf die Dauer das Leistungsvermögen, was Fehler provoziert. Checken Sie regelmäßig das Arbeitspensum Ihrer Mitarbeiter. Wer konstant unter Hochdruck arbeitet, überschreitet rasch die Leistungsgrenze.
- Sorgen Sie für sozialverträgliche Arbeitszeiten: Sie können das Burnout-Risiko verringern, indem Sie familienfreundliche Arbeitszeiten bieten. Es ist wichtig, dass Ihre Angestellten Pausen haben. In dieser Zeit bauen Sie Stress ab. Belastungen verschwinden. Eine Win-win-Situation entsteht.
- Fördern Sie Ihre Mitarbeiter: Aufgaben, die ein Beschäftigter nicht erfüllen kann, bedeuten Stress. Deshalb bieten Sie sicherlich zur Bewältigung neuer Aufgaben Fortbildungen oder Schulungen an. Übertragen Sie dies auf den Gesundheitsbereich. Schulen Sie Ihre Mitarbeiter darin, mit Problemen und Stress besser umgehen zu können. Auf diese Weise erkennen sie auch besser frühe Symptome eines Burnouts.
- Pflegen Sie den Kontakt mit Ihren Angestellten: Mitarbeitergespräche sind wichtig. Sie sind motivierend, informativ und sogar gesundheitsfördernd. Sie sind als Arbeitgeber zwar eine Respektsperson, aber sie sollten auch als Ansprechpartner für Probleme wahrgenommen werden.
- Optimieren Sie das Betriebsklima: Stress lässt sich durch ein angenehmes Betriebsklima reduzieren. Dies können Sie als Arbeitgeber erreichen, indem Sie Anerkennung und Wertschätzung zeigen. Hat jemand etwas gut gemacht? Gehen Sie darüber nicht hinweg, sondern loben Sie diese Person. Das fördert zugleich die Vertrauensbildung.
Wegen Burnout Klage gegen den Arbeitgeber
Das Arbeitsumfeld kann entscheidend zu einem Burnout beitragen und diesen gar hervorrufen. Aus diesem Grund gab es vor allem im Ausland bereits zahlreiche Klagen gegen Arbeitgeber. Sie wurden als Verantwortliche für das Burnout betitelt. In Deutschland passiert so etwas zwar sehr selten, aber dennoch kann es passieren. Auch aus diesem Grund ist es daher unerlässlich, dass Sie als Arbeitgeber Ihrer Fürsorgepflicht nachkommen. Beugen Sie Überbelastungen gezielt vor! Davon profitieren Ihre Angestellten und der Unternehmenserfolg.
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