urnout wird als Syndrom bezeichnet. Es drückt sich durch eine emotionale Erschöpfung aus, die mit einer reduzierten Leistungsfähigkeit einhergeht. Doch ein Burnout tritt nicht einfach aus dem Nichts auf. Vielmehr entwickelt sich das Syndrom über eine längere Zeit hinweg. Diese Entwicklung verläuft in der Regel schleichend, weshalb der Betroffene anfangs oft nicht weiß, was gerade passiert. Gleiches zählt übrigens für Angehörige, Freunde, Kollegen und Vorgesetzte. Auch sie bemerken oft erst sehr spät, wie es um den Bekannten bzw. Mitarbeiter steht. Das ist schade, denn Burnout-Betroffene benötigen zumeist Hilfe von außen: 1. um ihren Zustand zu erkennen und 2. um gegen den Erschöpfungszustand nachhaltig etwas zu tun. Aus diesem Grund ist es für jeden wichtig, sich mit dem Burnout näher zu beschäftigen. So kann er sich selbst und anderen helfen. Der deutsche klinische Psychologe Herbert Freudenberger entwarf vor mehr als 40 Jahren den Burnout Zyklus. Wer ihn kennt, findet vielleicht schneller aus ihm heraus.
Der Burnout Zyklus
Der Burnout Zyklus unterteilt sich in 12 Phasen, die hier anhand eines Beispiels erläutert werden. Aus diesem Grund sei an dieser Stelle nur ein kurzer Überblick über die 12 Stadien gegeben:
- Zwang sich zu beweisen
- verstärkter Einsatz von Stufe 1
- eigene Bedürfnisse werden vernachlässigt
- Verdrängung von Bedürfnissen und Konflikten
- Umdeutung der Werte
- Verleugnung der Probleme
- Rückzug
- Verhaltensänderungen
- Depersonalisation
- Innere Leere
- Depressionen
- völlige Erschöpfung
Freudenbergers Burnout Zyklus ist eigentlich ein Stufenmodell
Wenn von Freudenbergers Burnout Zyklus gesprochen wird, dann ist im Grunde ein Stufenmodell gemeint. Warum? Ein Zyklus hat eine Kreisform. Es ist per Definition eine geschlossene Folge von zusammengehörigen Vorgängen. Damit ist es ein Kreislauf mit regelmäßig wiederkehrenden Ereignissen bzw. Dingen. Trifft das auf ein Burnout zu? Nein. Ein Burnout kann in Teilen wie ein Zyklus verlaufen, aber befindet sich der Betroffene bereits auf Stufe 12, wird er nicht zur Anfangsstufe 1 übergehen.
Wie eingangs erwähnt, entwickelt sich ein Burnout.
Das bedarf Zeit und gewisse äußere Faktoren sowie eine bestimmte Persönlichkeit des Betroffenen. Hieraus entsteht quasi eine toxische Mischung, die das Problem der emotionalen Erschöpfung immer weiter verstärkt. Zu Beginn des Burnouts sind diese Personen oft besonders engagiert. Sie sind übereifrig. Mit der Zeit wandelt sich dies, denn es fehlen dem Betroffenen angemessene Bewältigungsmechanismen für schwierige Situationen. Darüber hinaus wirken äußere Faktoren wie beispielsweise eine mangelnde Anerkennung auf ihn ein. Hieran lässt sich erahnen, dass ein Ausweg aus dem Burnout ohne fremde Hilfe oft kaum möglich ist. Die Situation, in der sich der Betroffene befindet, ist zu verzwickt. Er hat keinen klaren Blick auf seine Situation und gerade diese Fehleinschätzungen können das Burnout noch verstärken.
Raus aus der Burnout-Falle: Sich selbst ändern
Am besten ist es, wenn das Burnout oder der Weg zum Burnout früh entdeckt wird. Befindet sich der Betroffene in einer der Anfangsstadien, ist es leichter, ihm zu helfen. Auch die Selbsthilfe ist jetzt einfacher. Allerdings wird eines stets schwer sein: das Erkennen, dass das eigene Verhalten und die eigene Denkweise mit an der Burnout-Entwicklung beteiligt sind. Hierbei geht es nicht um Schuldzuweisung, sondern um Eigenverantwortung. Wer lernt, sich selbst anders zu verhalten, kann andere Ergebnisse im Leben erwarten.
Doch Achtung: Eine Veränderung des Selbst bedeutet nicht automatisch, dass wir das Gegenüber ändern können.
Wenn ein Betroffener geeignete Bewältigungsstile zur Behandlung oder Vermeidung des Burnouts anwendet, muss das Gegenüber damit nicht einverstanden sein. Ist es nicht möglich, das Gegenüber zu verändern, ist vielleicht eine Änderung der Grundsituation erforderlich.
Ein Beispiel: Jonas ist dabei, ein jobbedingtes Burnout zu entwickeln. Er engagiert sich stark, absolviert ständig Überstunden und will es allen recht machen. Seine Partnerin macht ihn auf sein Verhalten und der damit einhergehenden Erschöpfung aufmerksam. Anfänglich mag er dies nicht glauben, aber dann sieht er sein destruktives Verhalten ein. Er macht es sich bewusst und ist bestrebt, sich zu ändern. Zur Änderung gehört, sich nicht überfordern zu lassen. Er setzt Grenzen und sagt seinem Chef, dass er nicht dazu bereit ist, täglich Überstunden zu machen und am Wochenende zu arbeiten. Sein Chef versteht dies nicht. Er hatte sich an Jonas Engagement gewöhnt und möchte ihm nicht weniger Aufgaben übertragen. Jonas ändert daher die Grundsituation und sich selbst. Er kündigt und sucht sich mit Sorgfalt einen neuen Job.
Interventionsmöglichkeiten von außen
Wie Jonas Chef reagiert, ist wenig vorbildlich. Sein Verhalten schadet seiner Firma. Er verliert einen eifrigen, eingearbeiteten Mitarbeiter, den er mit der richtigen Führung und Unterstützung, weiterhin gewinnbringend in seinem Betrieb hätte beschäftigen können. Jetzt muss einen neuen Mitarbeiter suchen und anlernen. Das kostet Zeit und Geld. Jonas Chef wäre besser beraten gewesen, sich mit den Interventionsmöglichkeiten gegen ein Burnout von außen zu beschäftigen. Jeder Betroffene kann und muss selbst etwas tun, aber auch der andere Part kann und sollte Maßnahmen gegen die Burnout-Entwicklung einleiten. Auf diese Weise lässt sich für den Betroffenen ein nachhaltiger Weg aus dem Burnout Zyklus finden.
_________
Photo by Brunel Johnson on Unsplash