Burnout mit Kind: wenn Eltern nicht mehr können

sychologen brachten das Wort Burnout zum ersten Mal Ende der 1960er-Jahre in die gesellschaftliche Diskussion. Damals ging es um den chronischen Stress bei der Arbeit und welche Folgen er haben kann. Längst ist der Begriff Burnout auf andere Gruppen ausgedehnt worden. Immerhin können nicht nur Manager Erschöpfungszustände aufweisen, sondern auch Kinder und Eltern.

Es zieht sich durch alle Schichten und Familienkonstellationen

In den 80er-Jahren wiesen Wissenschaftler darauf hin, dass Eltern ein Burnout entwickeln können. Dabei konzentrierten sie sich auf Väter und Mütter, die ein chronisch krankes Kind und somit eine stärkere Belastung als andere Eltern hatten.

Inzwischen ist jedoch auch die Allgemeinbevölkerung untersucht worden und es ergab sich ein eindeutiges Bild: Ob Mama und/oder Papa ein Burnout entwickeln, hängt nicht von ihrer Bildung, ihrem Einkommen oder der Anzahl der Kinder ab.

Patchwork Eltern leiden weder häufiger noch seltener darunter. Risikofaktoren scheinen eher der gesundheitliche Zustand des Kindes sowie die Belastbarkeit und das Fehlen von Freunden zu sein. Auch die Trennung vom Partner kann bewirken, dass ein Elternteil ein Burnout entwickelt.

Große Ähnlichkeit zum Arbeits-Burnout

Das Burnout von Eltern unterscheidet sich nicht stark vom Burnout bei der Arbeit. So entwickeln Mütter und Väter auch klassische Burnout-Symptome wie ausgeprägte Erschöpfung. Sie fühlen sich leer und kraftlos. Darauf folgt die emotionale Distanzierung von der Umwelt und sogar vom Kind. Es ist einfach keine Energie da, sich dem Sprössling zu widmen. Letztlich reduziert sich die Leistungsfähigkeit und damit die Identifikation auf die Rolle als Mutter oder Vater. Ein Teufelskreis an negativen Gedanken startet: Der Betroffene fühlt sich schlecht und empfindet deswegen Schuldgefühle. „Ich bin kein guter Elternteil“. Dieser Gedanke zieht sie noch mehr in die Tiefen einer depressiven Verstimmung, die kennzeichnend für das Burnout ist.

Doch welche Bedeutung nimmt in diesem Konstrukt der chronische Stress ein? Dies ist schwierig zu bestimmen. Ein Kind zu haben, ist wunderbar. Gleichzeitig stellt es eine Belastung da. So sehen sich Eltern einer Vielzahl an Anforderungen, Problemen und Herausforderungen gegenüber gestellt:

• Organisation des Familienlebens
• Alltag managen
• weniger Zeit für sich und damit Aufgabe von persönlichen Interessen
• oft weniger Geld fürs Leben vorhanden

Ob all dies als Belastung empfunden wird, hängt vom Zeitpunkt und der Person ab. Akuten Stress kennen sicherlich alle Eltern. Er entsteht beispielsweise, wenn das Kind für kurze Zeit erkrankt. Ist der Stress jedoch chronisch und gibt es keine Erholungspausen, kann die Belastung in ein Burnout münden.

Burnout durch Kinder: es muss kein Schicksalsschlag dahinterstecken

Auftakt des Burnouts muss kein dramatisches Geschehen sein. Manchmal ist es einfach nur der Alltag, der zu viele Herausforderungen an den Elternteil stellt. Oft geht dies mit einem Perfektionismus der Eltern einher, dem Kind eine gesunde und tolle Kindheit zu bieten. Dieser Wunsch ist löblich und erstrebenswert, aber eine optimale Entwicklung lässt sich nicht komplett kontrollieren. Sind Sie bereits müde von der Arbeit gekommen und hatten keine Lust, mit dem Kind zu spielen? Haben Sie es vielleicht trotzdem getan und dann gemerkt, dass Sie rasch genervt sind? Das ist durchaus normal.

Sicherlich ist es wichtig, sich als Eltern stets anzustrengen und das Beste zu geben, aber manchmal geht es nicht.

Manchmal ist es wichtig, sich Zeit für sich zu nehmen, um neue Kräfte zu sammeln. Viele Eltern tun dies aber nicht, da sie sofort Schuldgefühle entwickeln. Hierbei vergessen Sie jedoch eines: Wenn Sie sich Ihrem Kind halbherzig und mit aufgestauten Aggressionen widmen, kann dies letztlich für den Sprössling schlimmer sein, als wenn Sie ihm sagen, dass Sie gerade keine Zeit für ihn haben.

Konsequenzen eines Burnouts können drastisch sein

Ist das Burnout erst da, dauert es lange, sich von ihm zu befreien. Der Betroffene muss dafür Zeit aufwenden, sodass spätestens jetzt die Familie zu kurz kommt. Darüber hinaus berichten Eltern mit Burnout von weiteren Konsequenzen wie:

• Selbstmordgedanken
• Streitereien mit dem Partner bis hin zur Ehekrise
• Abnahme der Libido
• Trennung vom Partner

In sehr schlimmen Fällen werden die Kinder so stark vernachlässigt, dass sich schließlich der Staat um sie kümmern muß. Umso wichtiger ist es daher, einem Burnout vorzubeugen. Eltern sollen und dürfen in der Elternrolle aufgehen. Sie benötigen jedoch auch Zeit für sich selbst, sofern sie sich übermäßig gestresst fühlen.

Süchte und gesundheitliche Folgen

Studien legen nahe, dass viele Elternteile mit Burnout aus Verzweiflung zu Suchtmitteln greifen. Zumeist fällt die Wahl auf Alkohol, da es als Nervengift temporär beruhigen kann. In den USA ist zudem der Missbrauch von Schlafmitteln und Angstlösern im Zusammenhang mit Burnout sehr hoch. In Deutschland sind diese Medikamente schwieriger vom Arzt zu erhalten, weswegen hierzulande eher der Alkohol das erste Mittel der Wahl ist.

Nicht nur das Suchtmittel, sondern auch die Depressionen und die andauernde Belastung können den Betroffenen physisch krank machen.

Das Immunsystem wird stark beeinträchtigt, weshalb es eine deutlich höhere Infektanfälligkeit gibt. Auch Muskelverspannungen und Herz-Kreislauf-Erkrankungen häufen sich bei Eltern mit Burnout. Ohne Frage ist dies eine trügerische Hilfe, die sehr schnell in eine Abhängigkeit führen kann, genauso wie die regelmässige Einnahme von Medikamenten, um einen Burnout zu bekämpfen.

Raus aus der Falle

Eltern sollte keine falsche Scham haben, wenn sie befürchten, unter einem Burnout zu leiden. Stattdessen sollten sie sich frühzeitig an den Partner und vertraute Personen im Umfeld wenden. Manchmal hilft bereits eine kleine Entlastung, um sich wieder besser zu fühlen. So lässt sich beispielsweise der Alltag optimieren, indem die Kinder an ausgewählten Tagen zur Nachbarin oder zu den Großeltern dürfen.

Ihnen fehlt der Sport? Dann machen Sie doch gemeinsam mit dem Kind Sport.

Es gibt viele unterschiedliche Sportgruppen, in denen Elternteile zusammen mit dem Nachwuchs aktiv sind. Oder wechseln Sie sich mit Ihrem Partner an bestimmten Abenden bei der Elternarbeit ab, sodaß jeder einem Hobby oder einer sportlichen Betätigung nachgehen kann. Kommunikation untereinander und eine geschickte Organisation des eigenen Lebens sind für die Bewältigung von Stress mit Kindern unerlässlich. Am wichtigsten ist jedoch: Agieren Sie jetzt! Umso früher Sie dem Burnout entgegenwirken, umso leichter lässt es sich bekämpfen.

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Photo by Jordan Whitt on Unsplash‍