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ie Burnout Quote bei Lehrern und Erziehern ist besonders hoch. Oft merken die Betroffenen ihre starke Erschöpfung erst, wenn bereits alarmierende Anzeichen Körper und Geist beeinträchtigen. Die Folge sind lange Fehlzeiten und im schlimmsten Fall eine Berufsunfähigkeit oder gar ein Selbstmord. Doch warum bekommen Lehrer ein Burnout? Nach einem gängigen Vorurteil haben sie doch zahlreiche Wochen Ferien im Jahr. Darüber hinaus übermitteln sie an ihre Schüler über Jahre hinweg immer das gleiche Wissen. Angst um eine Kündigung müssen sie ebenfalls nicht haben. Wie können denn da Stress, Überforderung und Überlastung entstehen?

Burnout Rate bei Lehrern

Die Anzahl an Krankheitstagen bei Lehrern hat sich in den letzten zwei Jahrzehnten verdoppelt. Über 30 % aller Pädagogen an Schulen haben psychische Probleme. Die Dunkelziffer liegt vermutlich noch höher. Im Kollegium ist das Burnout-Syndrom längst ein Thema. Betroffene tauschen sich darüber aus. Wer noch nicht darunter leidet, fürchtet sich mitunter davor. Wann trifft es mich? Was kann ich tun, um nicht auszufallen?

So plakativ das Thema Burnout auch ist, es stellt keine eigenständige Diagnose dar und ist keine Krankheit. Stattdessen ist es ein Syndrom, welches aus medizinischer Perspektive unter die Depressionen fällt. Beide Begriffe klar voneinander zu trennen, ist manchmal schwierig. Nicht nur die Symptome ähneln sich, sondern ein Burnout kann auch der Vorbote einer Depression sein.

Burnout im Lehrerberuf: typische Anzeichen

Wie sich das Burnout bemerkbar macht, kann von Person zu Person unterschiedlich sein. Nicht alle Burnout-Betroffene zeigen die gleichen Symptome. Klassische Anzeichen sind jedoch:

  • Antriebslosigkeit: keine Lust mehr zur Schule zu gehen
  • Gereiztheit: unfaires Verhalten gegenüber Kollegen, Schülern oder der eigenen Familie
  • Versagensängste: unsicher im Unterricht oder im Lehrerzimmer
  • Konzentrations- und Schlafstörungen: Arbeit fällt schwer und Nacht bietet keine Erholung
  • Nacken- und Rückenprobleme: ständige Schmerzen
  • Kopfschmerzen: häufige Einnahme von Schmerzmitteln
  • Magen-Darm-Beschwerden: insbesondere Verstopfung und Magenschmerzen

Warum haben Lehrer ein Burnout?

Burnout ist ein Zusammenspiel von internen und externen Faktoren. Das bedeutet, dass äußere Umstände auf eine Lehrperson mit bestimmten persönlichen Merkmalen prasseln. So sind beispielsweise Personen, die es allen recht machen wollen, wenig durchsetzungsstark sind und sich übereifrig in Aufgaben stürzen, besonders anfällig für ein Burnout. Zu den typischen externen Faktoren, die ein Burnout auslösen können, gehört Stress.

Doch wieso haben Lehrer Stress? Lehrer bereiten den Unterricht vor und korrigieren die Klassenarbeiten. Sie organisieren AGs und außerschulische Veranstaltungen. Wenn sie hohes Engagement zeigen, bedeutet dies nicht automatisch im Job aufzusteigen. Eine direkte Belohnung bleibt somit oft aus.

Ein weiterer Stressfaktor sind die Schüler. Ambitionierte Lehrer möchten die Kinder und Jugendliche gern weiterbringen. Das kann dazu führen, wenig Abstand zum Job zu haben. Darüber hinaus ist der Umgang mit einigen Schülern schwierig. Teilweise liegt es auch an den Eltern der Kinder, die sich zu wenig oder gar zu viel engagieren.

All das kann Stress verursachen. Beachtenswert ist ferner, dass Teamarbeit zwischen den Lehrern an einer Schule selten ist. Letztlich ist jeder auf sich selbst gestellt, was den Berufsalltag zusätzlich erschweren kann. Mit den Jahren steigt durch all diese Faktoren von außen die Frustration. Der Lehrer fühlt sich zunehmend erschöpft und leer. Er zieht sich zurück, was die Situation noch verschlimmern kann.

Burnout bei Lehrer: Lösungen suchen

Besteht das Burnout bereits, ist es oft schwer, wieder hinauszukommen. Umso früher es erkannt wird, umso besser stehen die Heilungschancen. Als hilfreich erweisen sich Entspannungsübungen, Spaziergänge in der Natur und bestimmte Sportarten. Auch Treffen mit Selbsthilfegruppen können sich als heilungsfördernd herausstellen. Ein weiterer Aspekt stellt die Ernährung dar. Das kann den Körper von innen stärken und einige psychosomatische Beschwerden wie Magen-Darm-Leiden lindern.

All diese Maßnahmen bringen jedoch nicht viel, wenn sich der Lehrer selbst nicht ändert. Wie bereits erwähnt, ist das Burnout ein Ergebnis aus inneren und äußeren Faktoren. Der Betroffene muss daher an sich selbst arbeiten, um künftig besser mit Stress umgehen zu können. Das ist nicht einfach, da alte Verhaltensmuster durch neue ersetzt werden müssen.

Ein erster Schritt kann sein, das »Neinsagen« zu lernen. Hiermit ist nicht gemeint, künftig unfreundlich zu Kollegen, Schülern und Privatkontakten zu sein. Es heißt vielmehr, die eigenen Ressourcen zu kennen und sich vor einer Überlastung zu schützen. Wer freundlich aber mit Nachdruck Grenzen setzt, kommt letztlich besser im Leben zurecht.

5 Tipps zur Prävention: Burnout bei Lehrern

Am besten ist es, erst gar kein Burnout entstehen zu lassen. Hier sind ein paar Tipps, die der Prävention dienen.

  1. Erfolg bewusst machen: Jeden Tag passieren gute und schlechte Dinge. Das Positive darf dabei nicht übersehen werden. Mach dir bewusst, was du heute in deinem Lehrberuf geleistet hast!
  2. Ansprüche überprüfen: Gerade junge Lehrer gehen mit hohen Idealen in den Job. Das ist gut und wichtig, aber darf nicht dazu führen, die Ansprüche zu hoch anzusetzen. Um das zu verhindern, sind offene Gespräche mit den Schülern hilfreich. Besprich mit den Kindern, welche Wünsche an den Unterricht du erfüllen kannst und welche nicht.
  3. Verantwortung abgeben können: Lehrer vermitteln nicht nur Wissen. Sie übernehmen pädagogische, therapeutische, lebensberatende, administrative und gar juristische Aufgaben. Doch Achtung! Du musst nicht alles leisten. Sobald etwas deine Kompetenzen übersteigt, zieh die Grenze und weise auf einen Fachmann hin!
  4. Übungen vor dem Unterrichtsbeginn: In der Schule gibt es klare Zeiten. Der Gong läutet und es ist nicht mehr lang bis zum Unterrichtsbeginn. Mach eine kurze Entspannungsübung vor der Schulstunde, um dich zu zentrieren! Du kannst sogar die Klasse mit einbeziehen.
  5. Kollegium nutzen: Im Kollegium wird es Lehrer geben, die dir helfen können - direkt und indirekt. Es ist hilfreich, sich mit ihnen über Probleme, Unterrichtsideen und stressige Situationen auszutauschen. Manchmal hilft es bereits, den Rückhalt zu spüren. Positive Themen sind bei den Gesprächen wichtig, denn das Lehrerzimmer soll zu keinem Klagezimmer werden. Das zieht nachhaltig runter. Rede mehr mit deinen Kollegen!

Corona und das Burnout-Phänomen am Beispiel des Lehrerberufs

Burnout als ein Erschöpfungssyndrom, welches durch äußere und innere Faktoren entsteht, findet in der Corona-Krise einen Verstärker der Symptome. Manchmal kann die Pandemie sogar der Auslöser sein. Umfragen zufolge weist jeder vierte Lehrer Burnout-Anzeichen während der Corona-Krise auf. Das hat viele Gründe, die sich jedoch alle auf einen Hauptgrund bündeln lassen: Unsicherheit.

Einige Lehrer stresst die Sorge um Covid-19 an sich. Sie fürchten sich vor der Erkrankung und haben Angst, Kollegen, Schulkinder und sie selbst könnten sich anstecken. Andere stresst vor allem der Zustand des Lockdowns. Sie können ihrer gewohnten Routine nicht mehr nachgehen. Stattdessen kommen auf sie neue Aufgaben zu. Sie müssen den Unterricht nun online abhandeln. Dazu mischen sich oft noch Existenzängste. Zur Bekämpfung dieser Unsicherheiten wünschen sich laut Umfrage viele Lehrer eine klare Position zu dem Thema seitens der Politik.

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Photo by NeONBRAND on Unsplash

Publiziert am
Feb 5, 2021
 in Kategorie:
Arbeitsplatz

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